Spuren
[...] Der Effekt, den die Malerei von Bettina Hachmann bewirkt, ist unmittelbar. Vieles, was die aus Geldern kommende Künstlerin in ihren Arbeiten verarbeitet, scheint auf den ersten Blick natürlichen Ursprungs zu sein. Vage Erinnerungen an landschaftliche Impressionen stellen sich ein, scheinbar vertraute Formen mit gegenständlichen Konnotationen lassen an Fundstücke aus der Natur denken. Die Verstörung bewirkt etwas anderes: Es sind tiefe, präzise Schnitte, behelfsmäßig geflickte Löcher, hauchdünnes gerissenes Papier, filigrane Linien, feine Gespinste und verwobene Netze –ebenso abstrakt wie expressiv. Alles folgt einem rätselhaften System, einem geheimen Naturgesetz. Die Künstlerin erläutert bei unserer Begegnung ihre Technik und ich lasse mich nicht zweimal bitten und streiche über die Bildoberflächen. Sie sind überraschend glatt, fast zart, meine Fingerspitzen ertasten unendlich dünne Schichten, minimale Erhebungen und kaum merkliche Strukturen. Deutlich verspüre ich den körperlichen Reflex, Schmutz beiseite zu wischen, als meine Hand über eine Oberfläche mit einer körnigen, fleckigen Beschaffenheit streicht. Die haptische Erfahrung unterläuft meine Erwartung von pastos aufgeworfenen Farbstrukturen und zerklüfteten Leinwänden. Je nach Lichteinfall sind einige Partien von metallischem oder mineralischem Glanz. [...]
Dr. Katrin Boskamp-Priever: Einführende Worte in das Interview:
Spuren, aus der Monographie, Layer by Layer, erschienen im Hirmerverlag